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Gelesen und rezensiert von
Stefan Merath
| 12.05.2012 |
Unternehmer sind Verrückte: Wie Unternehmer Grenzen überwinden und was Manager von ihnen lernen können

Unternehmer sind Verrückte. Wie Unternehmer Grenzen überwinden und was Manager von ihnen lernen können

Kategorie(n)
Unternehmer sein
Autor
Zimmermann Wolfgang
Preis

--

ISBN
3834930067

Berufsbedingt lese ich ziemlich viele Bücher über Unternehmer. Und es ist mir auch ein Anliegen, das Bild des Unternehmers in dieser Gesellschaft vom Buchhalter oder Ausbeuter weg hin zum Regelbrecher und dem Prototyp des eigenverantwortlichen Menschen zu ändern. Deshalb zog mich der Titel an. Aber als ich das Cover sah, war mein erster Gedanke, dass Grafiker (und die Verlage, die ihnen solche Vorgaben machen), die eigentlichen Verrückten sind. Zum Glück habe ich das Buch trotzdem gelesen 🙂 Es entpuppte sich nämlich als eines der besten Bücher über Unternehmer im deutschsprachigen Raum.

Zimmermann zeichnet auf einer wissenschaftlichen (aber trotzdem lesbaren) Grundlage das Bild des Unternehmers. Dabei bewegt er sich – im Gegensatz zu den meisten anderen Büchern – ziemlich nah an der Realität und erlaubt Unternehmern, einen anderen, differenzierteren Blick auf sich selbst zu werfen.

Diese Realitätsnähe erlebt man bereits zu Beginn, wenn Zimmermann Gründungen schildert. Da geht es nicht um Rechtsform, Businessplan und Finanzierung (wie uns angestellte Berater von Banken, IHKs und Verbänden immer weismachen wollen), sondern das Kapitel heißt „Von der Kunst, ins Glück zu stolpern“. Alles fein säuberlich wissenschaftlich untermauert und mit einem Interview eines erfolgreichen Unternehmers „Einen Businessplan hatten wir nicht“ unterlegt. Natürlich wäre das alles nicht nötig, denn jeder Unternehmer sagt intuitiv: „Genau so ist es“, aber die Differenziertheit der Darstellung macht den Wert aus – so erkennt man immer auch wieder neue Aspekte an seinem eigenen Gründungsverhalten und dem eigenen Stolpern ins Glück.

Ähnlich ist es mit den Entscheidungsprozessen. Alle Berater, Manager, BWL-Professoren usw. erzählen uns von der Bedeutung streng rationaler, analytischer Entscheidungsverfahren. Das ist bestimmt auch gut im Bereich der Ingenieurskunst, zum Beispiel beim Bau von Brücken oder Flugzeugen. Aber nicht im Bereich der Unternehmensführung. Zimmermann zeigt, wie Unternehmer oft intuitiv entscheiden, Teile der Realität ganz bewusst ausblenden (und genau diese Ausblendung notwendig ist), wie Unternehmer teilweise gar nicht entscheiden und nur allgemeine Erwartungen formulieren und damit den Raum für Entscheidungen der Mitarbeiter bewusst offen lassen. Und auch, wie Unternehmer manchmal, wenn sie sich unsicher sind, Dinge bewusst im vagen lassen, um sich Optionen offen zu halten. Das wirklich Gute an dieser Darstellung ist, dass das schlechte Gewissen a là „Ich müsste endlich mal eine fundierte Analyse machen…“ verschwindet. Nein, muss man als Unternehmer eben oft nicht. Ja, es wäre oft sogar schädlich!

So geht Zimmermann fundiert durch alle Aspekte des Unternehmerseins. Durch die Themen Führung und Macht, durch die Gefahren und Potenziale von Familienunternehmen, durch Grenzverrücker und traditionelle Bodenständler. Und auch die Person des Unternehmers mit seinen Motiven kommt nicht zu kurz. Diese Motive liegen fast nie im Bereich des Geldes – zumindest nicht als wichtigstem Grund. Es ist entweder der Drang nach Autonomie oder der Wunsch, eine Spur zu hinterlassen. Etwas, worin sich fast alle Unternehmer, die ich auf meinen Seminaren kennenlerne, sofort wiederfinden würden.

Das Ziel des Buchs, Manager dazu zu bringen, unternehmerischer zu sein, finde ich nun nicht sooo gelungen. Manager haben einfach eine andere Rolle und Aufgabe als Unternehmer. Aus diesem Grund brauchen sie vielleicht ein Verständnis für die Andersartigkeit des Unternehmers (und umgekehrt), aber sie müssen zuallererst ihre Rolle ausfüllen. Und sie haben nicht nur eine andere Rolle, sondern sind auch andere Charaktere: Jemand, der sich aufmacht, sich von unten nach oben durchzuarbeiten, ist von seinem ganzen Typ jemand anderes als derjenige, der oben beginnt (auch wenn am Anfang niemand „unter“ ihm ist).

Aber das tut dem Ganzen keinen Abbruch. Als Unternehmer auf jeden Fall lesen! Man nimmt sich hinterher anders wahr und diese andere Wahrnehmung dürfte an einigen Stellen dazu führen, dass die „Ich muss mal …“-Aufgaben von der ToDo-Liste verschwinden. Und das ist oft viel mehr wert, als da noch 10 weitere Aufgaben drauf zu packen 🙂

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