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gelbe weg-schilder mit chancen und risiken © Coloures-Pic – stock.adobe.com
Fachartikel Sonstiges

Wirtschaftskrise – Risiken und Chancen für Unternehmer

Bankenkrise als Vorbote einer neuen Weltwirtschaftskrise. Was Sie als Selbstständiger und Unternehmer von einem kleinen und mittleren Unternehmen tun sollten und tun können

Zum Anlass dieses Beitrags: In den ersten 8 Tagen des Oktobers 2008 riefen mich 3(!) Unternehmer an, deren Hauptauftraggeber vorrangig die Banken waren. Ihr Problem: Durch Ausgabenstopps der Banken waren ihre Umsätze von einem Tag auf den anderen um 50 bis 100 Prozent eingebrochen. Es ist völlig klar, dass diese Unternehmer dann auch als Auftraggeber für andere Branchen wegfallen und das einen gewissen Domino-Effekt haben wird.

Was macht ein guter Kapitän, wenn ein Sturm aufzieht? Blöde Frage! Er schätzt ab, wie stark der Sturm wird und bereitet sich entsprechend darauf vor. Er macht das Schiff sturmsicher, zurrt die Ladung fest, holt die meisten Segel ein usw. Wirtschaftlich zieht derzeit ebenfalls ein Sturm auf.

Die meisten Selbständigen und Kleinunternehmer machen derzeit jedoch Business as usual. Viele davon haben noch nie einen richtigen Sturm erlebt und wissen nicht einmal, was sie tun können oder sollen. Dieser Beitrag will Selbständigen und Unternehmern von KMU wichtige Tipps geben.

Bevor wir jedoch zu den praktischen Tipps kommen, sollten wir zuerst die Art des Sturms verstehen. Einstein sagte einmal: „Wenn man mir eine Stunde Zeit geben würde, ein Problem zu lösen, von dem mein Leben abhängt, würde ich 40 Minuten dazu verwenden, es zu studieren, 15 Minuten dazu, Lösungsmöglichkeiten zu prüfen, und 5 Minuten, um es zu lösen.“ Wir sollten uns also wirklich sehr intensiv Zeit nehmen, das Problem zu verstehen – die Maßnahmen sind dann eigentlich Nebensache!

Background

Zuerst einmal: Krisen gab es immer und wird es immer geben. Diese Krise ist weder etwas Außergewöhnliches noch ein besonderes Kennzeichen des Kapitalismus etc. Ob Feudalismus, Diktatur, Planwirtschaft, Marktwirtschaft usw., Krisen sind Bestandteil des Wachstums von komplexen Systemen – schlicht, weil das Wachstum nie linear verläuft, weil es Engpässe gibt, weil Teile reorganisiert werden müssen (dazu weiter unten noch ausführlicher).

Wenn es Krisen immer gibt, dann ist nicht die Krise das Problem, sondern die Kompetenz, damit umzugehen. Genau darum geht es in diesem Beitrag. Zunächst jedoch zum Background. Was für einen Sturm, was für eine Krise haben wir eigentlich vor uns? Tatsache ist, dass viele amerikanische (und europäische) Bürger jahrelang über ihre Verhältnisse gelebt haben. Seit 10 Jahren steigen die Kosten für Energie und Rohstoffe unaufhörlich. Allein für Öl ergibt dies je nach Berechnungsweise rund 5.000 Mia. US$ zusätzliche Ausgaben für Importe in den letzten 10 Jahren. Rechnet man die anderen Rohstoffimporte mit ein, landet man in jedem Fall im 2-stelligen Billionenbereich, also bei einer 14-stelligen Zahl! Zugleich wollten die Menschen in den USA (und Europa) ihren Lebensstandard aufrecht erhalten. Eigentlich nachvollziehbar.

Um dies bewerkstelligen zu können, nahmen sie (vor allem in den USA) Kredite und Hypotheken auf. Auch wenn ich – wie die meisten meiner Leser wissen – alles andere als ein Freund der Banken bin: Bei diesen liegt nur zu einem kleineren Teil die Ursache für die jetzigen Probleme. Die Bürger haben Geld und Kredite nachgefragt, die Notenbank hat das Geld – nicht zuletzt, um (angesichts des Irakkriegs) politische Ruhe zu bewahren – gedruckt und die Banken haben es ausgereicht, waren also Handlanger.

Das Problem auf die Banken zu schieben, ist zwar einfach, aber scheinheilig. Und lenkt vor allem von der eigenen „Schuld“ und Beteiligung der Politik und der Bürger ab. Und lenkt vorerst auch noch von dem viel größeren Problem dahinter, der massiven Staatsverschuldung, ab. Mit anderen Worten: Die jetzige Bankenkrise ist nur ein kleines Symptom dessen, was noch kommen wird.

Die Schuld den Banken zu geben, entbehrt nicht einer gewissen versteckten Ironie: Die großen Banken, die jetzt Probleme haben, befinden sich fast alle im Streubesitz. Streubesitz heißt: Ein paar kleinere Aktionäre, einige größere Fonds und vor allem die amerikanischen Pensionsfonds, aus denen die älteren Amerikaner irgendwann mal wieder ihre Rente haben wollen. Das Interesse dieser (Normal-)Bürger, die eigentlich Besitzer der Pensionsfonds sind, ist ein kontinuierlicher Wertzuwachs, also eine Steigerung des Shareholder Value. Letztlich führte das Interesse des Normalbürgers in Bezug auf seine Rente via Pensionsfonds zu riskanteren Geschäften der Banken und damit zum Platzen der Blase, die ihm nun auf die Füße fällt.

Die jetzige Immobilien- und Bankenkrise ist aber nur ein Nebenkriegsschauplatz. Es gibt nämlich noch zwei weitere potenzielle Billionen-Dollar-Krisen, die bislang noch nicht im Fokus sind, aber zum Teil dieselbe Ursache haben: Insbesondere die amerikanische Bevölkerung hat über 10 Jahre über ihre Verhältnisse gelebt.

Diese beiden Krisenherde sind erstens die Kreditkartenkrise. In den USA sind Kreditkarten wirkliche Kredite. Deshalb haben auch die meisten mehrere Kredite. Und wenn die Karten am Limit sind, dann holt man sich eben eine neue Karte, um die Zinsen zu bedienen. In dem Maße, wie erstens die Vermögenswerte (Immobilien etc.) schrumpfen und zweitens die jetzige Krise auf die Realwirtschaft durchschlägt, sind auch die Kredite hinter den Kreditkarten immer weniger sicher und werden zu vielen Ausfällen führen.

Zweitens, und wohl noch schlimmer: Die Rente der meisten Amerikaner basiert auf Pensionsfonds. Ab etwa 2010 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Und da es sich bei dieser Rente um eine nachgelagerte Besteuerung handelt, müssen sie erst mal mit ihren Erträgen aus den Fonds Steuern bezahlen. D.h. es werden zwingend größere Mengen der Aktienbestände aus diesen Fonds verkauft.

Da es sich dabei um einige Billionen Dollar handelt, stellt sich die Preisfrage, wer dafür als Käufer auftreten soll. Und wie jeder Anfänger weiß: Bei großem Angebot nach Aktien und geringer Nachfrage sinken die Preise. Zwei mögliche Rettungsanker, die in dieser Situation greifen könnten, weil sie entsprechende Größenordnungen bewegen können, sind die Staatsfonds und die Gelddruckmaschinen. In beiden Fällen kommt man vom Regen in die Traufe.

Ob und inwieweit diese beiden Krisenherde auch noch ausbrechen, ist Kaffeesatzleserei. Dennoch sollte man die Möglichkeit auf dem Schirm haben.

So weit so schlecht. Im ersten Schritt kann man also festhalten, dass die Bürger der westlichen Welt mindestens im letzten Jahrzehnt deutlich über ihre Verhältnisse gelebt haben. Einer der Hauptgründe dafür ist der Anstieg der Rohstoffpreise. Die finanziellen Verwerfungen sind eine Folge davon, vor allem eine Folge der politischen Versuche, dieses Lebensstandard durch die Gelddruckmaschine aufrecht zu erhalten. Die Bankenkrise ist also ein Symptom und nicht die Ursache. Insoforn ist auch das aktuelle Erklärungsmodell von konjunkturellen „Folgen“ der Finanzkrise völlig hirnlos – es geht nämlich davon aus, dass die Finanzkrise die Ursache wäre.

Gesellschaftliche und politische Erklärungs- und Lösungsmodelle

Betrachtet man die gegenwärtigen Lösungsversuche, so kann man Folgendes festhalten: Alle Erklärungsmodelle greifen zu kurz, da sie nur bei den Banken ansetzen. Also suchen sie auch nur dort nach Lösungen. Egal, ob diese „Lösung“ dann Liberalisierung, Regulierung oder Verstaatlichung der Banken bedeutet, keine davon wird das Problem lösen, da dort überhaupt nicht das Problem liegt. (Anmerkung: Fast bekommt man sogar den Eindruck, dass sich die Regulierungsfans über die Krise freuen – liefert sie ihnen doch ein neues mächtiges Argument. Allerdings nur vor dem Erklärungshintergrund, dass die ‚Deregulierung‘ (die angesicht von 69.000 bundesdeutschen Gesetzen und Verordnungen, Tendenz steigend, nie statt gefunden hat) die Ursache wäre.)

Auch das Anwerfen der Gelddruckmaschinen wird das Problem nicht lösen, höchstens vorübergehend den Schmerz der Symptome lindern – aber augenblicklich, wie man an den Zinssenkungsaktionen (Stand Anfang Oktober 2008) sieht, nicht einmal das.

Auch Erklärungsmodelle, die den Schuldigen bei den bösen reichen Aktionären suchen, die jahrelang Gewinne gemacht hätten, greifen zu kurz. Dass es sich bei den Aktienbesitzern um ganz normale kleine Bürger handelt, deren Geld von Pensionsfonds eben in Aktien angelegt wurde, wird gar nicht gesehen.

All diesen Erklärungsmodellen ist gemeinsam, dass sie einen Schuldigen suchen. Und zwar immer auf der Seite, wo man gerade selbst nicht steht. Und aus diesen Erklärungsmodellen entstehen emotionale Verletztheiten auf allen Seiten, die sich in einer Abwärtsspirale beschleunigen können (jeder hat das schon in Beziehungen und viele schon in Unternehmen erlebt).

Was derzeit politisch passiert, ist in etwa Folgendes: Menschen, die mittels Kredit über ihre Verhältnisse gelebt haben, können ihre Kredite nicht bezahlen. Das bringt die Banken in Bedrängnis. Um die Banken zu retten, werden Steuergelder eingesetzt. 80 Prozent der Steuergelder werden von den 20 Prozent der reicheren Menschen aufgebracht. Letztlich wird deren Geld umgeleitet, um die Schulden der anderen zu bezahlen und damit den Konsum auf möglichst hohem Niveau zu halten. Damit werden diese Mittel direkt dem Bereich der Investitionen entzogen. Und damit verschärft die gegenwärtige Politik, wie wir noch sehen werden, das Problem eher als dass sie das Problem beseitigt.

Das Ergebnis: Erstens setzen die Erklärungsmodelle nicht beim Problem an. Zweitens führen sie eher zu einer Selbstzerfleischung der Gesellschaft. Drittens führen die politischen Maßnahmen zu einer Verschärfung des Problems. Viertens ist auf der politischen Bühne weit und breit niemand zu sehen, der über die nächsten 2 Paragraphen oder bestenfalls 2 Reförmchen hinaus denkt. Mit anderen Worten: Aus dieser Richtung ist keine Besserung zu erwarten.

Lange Zyklen und Engpässe

Schauen wir uns also die Ursachen und nicht die finanziellen Auswirkungen an. Gehen wir zurück zu den gestiegenen Rohstoffpreisen und versuchen das historisch einzuordnen. Das meiner Meinung nach beste Erklärungsmodell dafür bieten die sogenannten Kondratieff-Zyklen. Dabei handelt es sich um ein Enpass-orientiertes Modell von langfristigen (40-60 Jahre) Krisenzyklen. Was heißt das?

Im ersten sogenannten Kondratieff-Zyklus um 1815 haben sich Dampfmaschine und Textilindustrie auf breiter Front durchgesetzt. Man dachte, die Entwicklung ginge immer weiter. Ging sie aber nicht: Das Modell geriet um 1840 in einen Engpass, nämlich die Verteilung der Unmassen von Gütern über den regionalen Raum hinaus: Die Transportkosten waren im Vergleich zu den Herstellungskosten astronomisch hoch.

Die Entwicklung der Eisenbahn löste dieses zentrale Problem und führte zu einem neuen Hoch um 1873. So war es auch mit den weiteren Kondratieff-Zyklen. Jeder weitere Zyklus (Strom, Chemie, Auto, Informationstechnik) löste einen vorausgegangenen Engpass. Und jede Lösung führte früher oder später zu einem neuen Engpass. Und jeder neue Engpass führt immer zu denselben Symptomen: Verteilungskämpfe, Handelskriege, Massenarbeitslosigkeit, Lohneinbußen und stagnierende Wachstumsraten über eine lange Zeit(wobei es natürlich Zwischenerholungen geben kann). Um die Dimensionen von Kondratieff-Zyklen deutlich zu machen: Wenn es gut läuft, dann haben wir eine Dauerkrise wie in den 70ern, wenn es schlecht läuft, weltweite Verwerfungen wie in den 30ern.

Das ist jetzt nicht anders. Weiß man dies, ist die Frage ganz simpel: Wo ist aktuell der begrenzende Engpass? Und die Antwort ist fast ebenso einfach: Die Entwicklung der Informationstechnologie machte es möglich, dass Wissen weltweit immer stärker verfügbar ist. Damit war die Globalisierung erst möglich. Und damit sind unterentwickelte Länder potenziell in der Lage, dasselbe Wissen anzuwenden wie die Industrieländer und auf dasselbe wirtschaftliche Niveau aufzuschließen. Das ist an sich ein positiver Prozess, da er in vielen Ländern die Armut (zumindest bei einigen relevanten Bevölkerungsgruppen) reduzierte. Die Konsequenz daraus: Diese Länder gleichen sich in Wachstum und Ressourcenhunger an. Zugleich sind die Rohstoffe endlich. Und damit ist der Engpass markiert.

Weil die Rohstoffe endlich sind, werden sie bei wachsendem Bedarf immer teurer und ziehen somit immer mehr Kaufkraft ab. Damit ist auch die Lösung markiert. Der grundlegende Kondratieff-Zyklus wird erst dann wieder in einen lang anhaltenden Aufschwung führen, wenn die Energieprobleme gelöst und weitgehend geschlossene Rohstoffkreisläufe eingeführt sind.

Machen wir das gedankliche Gegenmodell: Die massiven Subventionen der Staaten würden tatsächlich wieder auf einen Wachstumspfad führen. Was dann? Die Rohstoffpreise würden wieder massiv anziehen. Der Kapitalabfluss würde sich fortsetzen. Dasselbe Problem würde sich auf höherem Niveau 2 oder 5 Jahre später wieder stellen (und dann vermutlich nicht nur die Banken, sondern ganze Staaten treffen).

Vor diesem Hintergrund wären großangelegte Investitionen zur Lösung dieses Engpasses sinnvoll. Aber derzeit, da immer mehr Mittel in den konsumptiven Bereich umgeleitet werden, werden diese nicht zur Verfügung gestellt.

Anmerkung 1: Al Gore hat mit seinem Plan, innerhalb von 10 Jahren die gesamte Energieversorgung der USA auf regenerative Quellen umstellen zu wollen, die Lösung skizziert. Leider ist es unwahrscheinlich, dass er sich damit durchsetzt.

Anmerkung 2: Es gingen in den vergangenen 200 Jahren immer die Länder als Gewinner aus einer Kondratieffkrise, die dem Rest der Welt eine Lösung anbieten konnten.

Konsequenzen für Deutschland

Wie auch immer die Geschichte laufen wird, in jedem Fall wird diese Krise nicht durch die Politik gelöst werden. Die Situation in Deutschland ist dabei die Folgende: Wir haben als Plus einen starken Mittelstand mit Weltgeltung. Ja, die meisten mittelständischen Weltmarktführer sitzen in Deutschland. Als Minus haben wir eine völlig unfähige und kurzsichtige Politik, die schon nicht in der Lage war, die guten Jahre zu nutzen und erst recht nicht in der Lage sein wird, in den schlechten Jahren die Lösung zu initiieren. Die Konsequenz wird sein, dass in der Krise wieder drastische Steuererhöhungen kommen werden. Und zwar nicht, um in Bildung, vor allem von hochqualifizierten Menschen oder die Lösung von wichtigen Problemen, gar des Kondratieff-Engpasses zu investieren, sondern vor allem, um die Bürokratie aufrechtzuerhalten und um den Leuten Fisch statt Angeln zu geben. Und eine Konsequenz davon ist, dass sich die Nettoabwanderung von Leistungsträgern aus Deutschland weiter beschleunigen wird.

Zugleich haben wir in Deutschland die besondere Eigenart, dass Unternehmen immer dann gegründet werden, wenn es keine sicheren Jobs gibt und die Selbständigkeit die einzig verbliebene Möglichkeit, Geld zu verdienen zu sein scheint, d.h. in einer ökonomischen Krise. Das bedeutet, dass es am unteren Ende – also dort, wo man mit wenig Kapital in eine Branche einsteigen kann, einen starken Verdrängungswettbewerb und sinkende Preise geben wird.

Absicherung Ihres Unternehmens

Was bedeutet das nun für Sie als Unternehmer? Zum einen müssen Sie sich absichern, zum anderen bieten sich Chancen. Zuerst zur Absicherung. Prinzipiell ist es denkbar, dass die eine oder andere Bank pleite geht. Sind es nur wenige Banken, so werden die Sicherungsfonds oder der Staat einspringen. Also kein Risiko. Sind es jedoch viele Banken, dann wird das nicht mehr funktionieren. Zumal der Staat nicht für die Einlagen von Kapitalgesellschaften haftet. Die Konsequenz daraus: Sorgen Sie dafür, dass Sie mehrere Geschäftskonten haben, auf denen jeweils etwa dieselbe Menge an liquiden Mitteln liegen – streuen Sie also Ihr Vermögen. Am besten nicht nur auf mehrere Banken, sondern auch auf mehrere Assetklassen – wobei entscheidend ist, dass diese liquide sind.

Dann, aus eigener bitterer Erfahrung: Investieren Sie niemals in den Abwärtstrend oder stellen dort Leute ein. Ich habe das einmal selbst erlebt: Selbst umfangreiche liquide Mittel sind schneller weg, als Sie schauen können. Sollten Sie noch Kapazitäten brauchen, um bestehende Aufträge abzuwickeln, dann suchen Sie diese extern. Es ist mir wohl bewusst, dass dieser Tipp die Krise insgesamt eher verschärft, wenn er breit angewendet und nicht mehr investiert wird. Dennoch ist es ein zentraler Tipp gerade für kapitalschwache kleine und mittlere Unternehmen, um zu überleben.

Weiter, es wird schon jetzt immer schwerer, an Kredite zu kommen. Das wird sich die nächsten Monate (und vermutlich Jahre) eher verschlechtern als verbessern. Mein Tipp: Organisieren Sie sich JETZT einen Kredit, solange es Ihrem Unternehmen noch gut geht (vorausgesetzt, Sie müssen nicht persönlich haften oder können die Haftung auf ein sowieso kirchenmausarmes Familienmitglied legen). Und wenn Sie diesen Kredit haben, dann nutzen Sie die Mittel jetzt NICHT! Vergessen Sie die Zinsdifferenz – das ist Ihre „Versicherungsgebühr“. Greifen Sie auf diese Mittel nur in der größten Notsituation zurück – oder noch besser: Setzen Sie die Mittel am Tiefpunkt für ihr zukünftiges Wachstum ein. Aber Achtung! Dieser Tipp ist nur empfehlenswert für Menschen, die die eiserne Disziplin haben, das Geld jetzt nicht anzurühren.

Bis die Krise sich auch in der Realwirtschaft voll zeigt, werden noch ein paar Monate vergehen. Nutzen Sie diese Zeit! Sorgen Sie erstens dafür, dass Sie eine ausreichende private Absicherung haben, um ein paar Monate davon leben zu können. Es ist schon schwer genug, ein schlingerndes Unternehmen zu steuern – da kann man nicht noch persönliche finanzielle Probleme nebenbei gebrauchen.

Optimieren Sie zweitens Ihre Strukturen und Kosten so, dass Sie effektiver werden und die Fixkosten reduzieren. Schaffen Sie sich drittens Liquidität, indem Sie schnellstmöglich ausstehende Rechnungen eintreiben – und zwar konsequent. Dazu sollten Sie auch an Factoring denken. Sichern Sie sich viertens gegen zukünftige Zahlungsausfälle – zum Beispiel ebenfalls durch Factoring.

Rechnen Sie fünftens ein Worst Case-Szenario durch – und ich meine einen wirklich schlechten Fall! – und planen Sie so, dass Sie auch in diesem Fall handlungsfähig bleiben. Definieren Sie eine Liste mit Krisenkriterien und zugehörigen Maßnahmen und überprüfen Sie diese mindestens wöchentlich. Ihre Vorteile: Sie müssen nicht erst in der realen Krisensituation beginnen, nachzudenken. Und Sie haben damit ein schriftliches Bollwerk gegen das Prinzip Hoffnung, das oftmals dazu führt, Maßnahmen zu verschleppen.

Schließlich: Wenn Sie etwas langfristiger denken und für Ihr Unternehmen hochqualifizierte Leute benötigen, dann sollten Sie daran denken, diesen hinterher – oder noch besser: voraus zu wandern. Schaffen Sie ein Büro in attraktiveren Ländern! (Nebenbei: Diese Abstimmung mit den Füßen scheint mir die einzige Möglichkeit, die deutsche Politik auf vernünftige Wege zu bringen. Aber vermutlich wird nicht einmal das helfen, solange man den Steuersatz noch bis auf 100 Prozent erhöhen kann, um die Umverteilungspolitik aufrechtzuerhalten).

Was Sie niemals tun sollten

In Krisen regiert oft das Prinzip Hoffnung in Unternehmen. Vor diesem Hintergrund wird dann oftmals der letzte private Notgroschen ins Unternehmen investiert. Schon das ist völlig verkehrt. Aber oft werden auch noch der letzte Notgroschen der Oma und die Darlehen gutmeinender Freunde im Unternehmen versenkt. Machen Sie sich drei Dinge klar: Erstens geht das meistens schief, zweitens ist nach dem Ende des Unternehmens das Leben nicht zuende und drittens brauchen Sie genau dann gute Freunde und den Familienzusammenhalt – und vielleicht auch den Notgroschen um etwas Neues zu beginnen. Also bitte niemals in Krisensituationen weiteres Geld im Unternehmen versenken!

Mittel- und langfristige Krisen erscheinen aus dem Binnenblick eines Unternehmens nicht von Anfang an als solche. Am Anfang gehen die Umsätze ein bisschen zurück. Die Menschen reagieren schlechter auf Werbung. Und die Gegenreaktion ist zumeist: Mehr Vertrieb zu machen oder mehr Geld für Werbung auszugeben oder ein bisschen Rabatt geben. Das sind zwar die richtigen Maßnahmen bei kurzfristigen Problemen, aber nicht bei langfristigen Krisen. Versuchen Sie niemals, langfristige Probleme durch kurzfristige Maßnahmen zu lösen! Sie versenken nur Ihr Geld. Die einzige langfristige Maßnahme, die in dieser Situation greift, ist die Strategie zu ändern.

Was in solchen Situationen ebenfalls sehr typisch ist, ist die Bezahlung von Rechnungen hinauszuzögern. Das geht eine Zeit lang gut. Irgendwann häufen sich die Probleme und Sie verballern Ihre Energie im täglichen Hin- und Herschieben von Cent-Beträgen und in der Abwehr von Mahnverfahren. Ist es so eng, gehen Sie lieber in die Offensive und vereinbaren neue realistische Zahlungsziele auf Basis des Worst Case. Und halten Sie diese Zahlungsziele unbedingt ein. Setzen Sie niemals das Vertrauen Ihrer Partner, Lieferanten oder Mitarbeiter auf’s Spiel! Das mag zwar nochmal ein paar Wochen oder Monate bringen, ist langfristig aber nie wieder zu reparieren.

Chancen

Jede Krise geht irgendwann wieder in Wachstum über. Dann sollten Sie noch da sein. Aber auch schon in den Krisen gibt es immer wieder Chancen. Ja, es gibt Unternehmen wie Würth oder Kärcher und viele andere, die auch in den Krisen der Vergangenheit gewachsen sind. Viele Unternehmen von Weltgeltung sind gerade erst in den Krisen entstanden. Der Punkt ist: Die Rahmenbedingungen spielen für ein Unternehmenswachstum praktisch keine Rolle. Das Einzige, das Relevanz hat, ist, wie Sie drauf reagieren!

Nun haben kleine und mittlere Unternehmen einen ganz zentralen Vorteil: Sie sind schneller. Unter der Voraussetzung, dass der Unternehmer den Kopf über Wasser hält und sich Zeit zum nachdenken nimmt, kann die Unternehmensstrategie wesentlich schneller angepasst und umgesetzt werden. Gerade in der Krise ein unschätzbarer Vorteil. Ihre Aufgabe als Unternehmer: Sorgen Sie unbedingt dafür, Freiraum für die Strategieentwicklung Ihres Unternehmens zu haben. Im Aufschwung kommt man auch mit einer schlechten Strategie durch. In der Krise niemals.

Konzentrieren Sie sich insbesondere auf die Lösung des großen gesellschaftlichen Kondratieff-Engpasses – zumindest, wenn es wenigstens näherungsweise zu Ihrer Branche passt. Wenn es nicht passt, versuchen Sie Kunden aus diesen Bereichen zu gewinnen. Falls auch das nicht passt, konzentrieren Sie sich auf den Engpass einer Zielgruppe, die möglichst unbeschadet durch die Krise gehen wird – oder die zum Überleben auf Ihre Leistungen angewiesen ist. Die größte Chance steckt also in einer klugen Strategie.

Fazit: Bei ruhigem Meer dahinsegeln kann fast jeder. Im Sturm aber wird die Spreu vom Weizen getrennt. Erst im Sturm erkennt man den guten Unternehmer. Und das Schöne daran: Erfolgreicher Unternehmer zu sein kann man lernen, zum Beispiel mit meinem Buch: „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer„.

Stefan Merath, 8.10.2008

Nachträge

Nachtrag vom 13.10.2008 zum „Rettungspaket“. Das „Rettungspaket“ besteht im Wesentlichen darin, dass nochmals zusätzliche Liquidität zur Verfügung gestellt wird. Da die überschüssige Liquidität schon das Problem ausgelöst hat, ist kaum damit zu rechnen, dass sie es nun beseitigt. Eher erinnert das Ganze an einen Drogenabhängigen, der auf Entzug war und nun die doppelte Dosis bekam, um seine Schmerzen in den Griff zu bekommen. Für eine Zeit verschwinden so die Schmerzen auch… Das kann durchaus 1 bis 2 Jahre dauern, die Zeitdauer ist letztlich Kaffeesatzleserei…

Nachtrag vom 14.1.2009 zum „Konjunkturpaket II“. Typisches Beispiel für kurzfristiges Denken. Statt zu analysieren, wo der Engpass liegt und dort seine Energie zu fokussieren, bekommt jeder ein bisschen was. Und die Empfänger sagen natürlich nicht nein. Im Gegenteil: Wer am lautesten schreit, bekommt am meisten. Eigentlich verwunderlich, dass die Porno-Industrie, obwohl ihr Verband laut und vernehmlich „Hier“ gerufen hat, bislang noch nichts bekam. Aber nutzen wird es sowieso nichts. Stattdessen wird wieder überflüssiges Geld in den Markt gepumpt, was das Problem eher verschärft.

Nachtrag vom 25.3.2009: Auch ein halbes Jahr nach dem akuten Krisenausbruch ist nicht der Hauch eines Ansatzes einer Analyse zu spüren. Weltweit wurden viele Billionen in den Markt geblasen, die nur durch Zufall bei der Beseitigung des Engpasses landen werden. Da diese Schulden mittelfristig kaum zurück gezahlt werden können (bzw. nur durch immenses Wachstum ihre relative Größe verlieren würden), ist mittelfristig (d.h. auf Sicht von 1 bis 4 Jahren) mit einer verstärkten Inflation zu rechnen. Das bedeutet für kleine Unternehmen: Während jetzt in der Krise Cash Trumpf ist, sind danach Sachwerte (oder immaterielle Vermögenswerte) Trumpf. Wer jetzt Barbestände hortet und in ein, zwei Jahren nicht rechtzeitig umschaltet, wird erleben, wie seine Barbestände schmelzen wie in der Sonne.
Zu den anderen Maßnahmen, die jetzt anvisiert werden: 1) Verstärkte Regulierung. Der Umfang der für Banken spezifischen Gesetze stieg von 1982 von etwas über 300 Seiten bis 2007 auf über 1.200 Seiten. Wir hatten in den vergangenen 25 Jahren keine Deregulierung, sondern eine immer weitere Ausweitung des Regelungsdschungels. Je komplexer dieser in einer neuen Regulierungsrunde gemacht wird, desto mehr Schlupflöcher wird es geben. Wie sagt Laotse? „Je ausgeprägter Gesetze und Verordnungen sind, desto mehr Räuber und Diebe gibt es.“
2. Austrocknung von Steueroasen. Natürlich sollten alle zur Entwicklung der Gemeinschaft beitragen. Aber die Austrocknung der Steueroasen ist trotzdem brandgefährlich (was die statischen Denker natürlich nicht sehen). Und zwar einfach deshalb, weil es dann keinerlei Bollwerk gegen weitere Steuererhöhungen mehr gibt. Die Steuern werden dadurch niemals sinken (wie behauptet, weil dann alle bezahlen würden), sondern sie werden steigen, weil es niemand mehr verhindert. Bereits jetzt wird weit über die Hälfte der Steuerausgaben in Subventionen, überflüssiger Bürokratie oder Unterstützungsleistungen für solche, die arbeiten könnten, aber nicht wollen, verschwendet. Auch das wird nicht besser. Mit dem Ergebnis, dass noch mehr Mittel unproduktiven Bereichen zugeführt würden und sich die Krise langfristig verschärft.
Die Schweiz hat z.B. wesentlcih weniger Steuerbetrüger – einfach weil die Steuern viel niedriger sind und sich deshalb ein Betrug nicht lohnt…

Nachtrag vom 10.6.2009: Kaum wittert die Wirtschaft (vor allem die Börse) Morgenluft, sind – wie oben vorhergesagt – auch die Rohstoffpreise wieder massiv nach oben gegangen. Während die Börse von Mitte März bis heute um etwa 40 Prozent stieg, stiegen die Rohstoffpreise (Öl) um 100 Prozent. Noch ist das im Bewusstsein der Politik nicht angekommen, weil sie gerade damit beschäftigt sind, sich als heldenhafte Retter darzustellen, die Milliarden für Opel und andere raus hauen. Aber ich höre schon wieder die Vorwürfe an die bösen Spekulanten, die die Rohstoffpreise nach oben treiben würden. Und all das nur, um einer vernünftigen Engpassanalyse zu entkommen. (Nachtrag 10.7.: Kaum ein Monat vergangen und die G8 haben – wie erwartet – die bösen Spekulanten als Urheber des Ölpreisanstiegs ausgemacht und wollen diese regulieren… Da das, abgesehen von einer kurzfristigen Delle auch nichts am Preisanstieg ändern wird, bin ich schon mal gespannt, welche Erklärung ihnen dann einfällt. Vermutlich sind die Spekulanten dann einfach noch böser als gedacht — und mal so rum gefragt: Was ist eigentlich besonders schlecht an Spekulanten? OK, genau wie Politiker denken sie zuerst an sich. Aber im Unterschied zu diesen machen sie sich immerhin Gedanken über die Entwicklungen in der Zukunft

Nachtrag vom 27.10.2009: Heute kam die Meldung, dass die Vergabe von Subprime-Krediten in den USA an wenig zahlungskräftige Hausbauer/-käufer mit 20 Prozent wieder den Stand vor der Krise erreicht hat. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass fast keine dieser Kredite von privaten Banken, sondern nahezu ausschließlich durch staatliche Hypothekenfinanzierer vergeben werden. Wenn angeblich die „Gier“ die Ursache der Krise gewesen sein soll, dann stellt sich doch die Frage, ob die „Gier“ nun bei den staatlichen Hypothekenfinanzierern angekommen ist. Eher unwahrscheinlich. Wenn Leuten, die das eigentlich nicht bezahlen können, künstlich auf Kosten der (zukünftigen) Steuerzahler etwas subventioniert wird, dann heißt das schlicht, dass immer noch nicht gelernt wurde, dass ein großer Anteil der Bevölkerung über seine Verhältnisse lebt. Der Vermögensabfluss aufgrund der Rohstoffpreise geht munter weiter und alle wollen so tun, als ob nichts wäre. Solange der Staat bezahlen kann, geht das. Danach nicht mehr.

Nachtrag vom 05.05.2010: Im Herbst 2008 hatte ich geschrieben, dass die staatlichen Rettungspakete etwa dasselbe sind wie einem Drogensüchtigen nochmal einen Schuss zu geben. Ich vermutete, dass damit die Probleme kurzfristig gelöst werden könnten, aber später verstärkt zurück kommen würden. Als Zeitraum schätzte ich damals 1-2 Jahre. Gut eineinhalb Jahre nach der „Bankenkrise“ verschärft sich die Krise nun auf einer Ebene der Länder und ist damit bei den Verursachern angekommen.
Griechenland, Portugal, Spanien und Italien heißen die derzeit bekannten Problemfälle. Auch wenn es die schwächsten Glieder zuerst trifft und die stärkeren Glieder vielleicht derzeit noch stark genug sind, nicht in den Strudel gerissen zu werden, das Problem trifft sie gleichermaßen: Die Ursache ist der hirnlose Versuch, der Wachstumsgrenze des aktuellen Kondratieff-Zyklus (Rohstoffe und Energie) etwas durch die „rohe Gewalt“ der staatlich verordneten Schuldenaufnahme entgegenzusetzen. Man muss sich nur mal klar machen: In Deutschland Neuverschuldung in Höhe von 5 Prozent des BIP, um 1 Prozent „Wachstum“ zu „erzeugen“. Ich kenne viele schlechte Unternehmer. Aber ich kenne keinen Unternehmer, der so hirnlos ist, dass er bei einem Umsatz von 1.000 TEUR einen Kredit von 50 TEUR aufnehmen würde, um im Folgejahr einen Umsatz von gerade mal 1.010 TEUR zu machen. Das erzeugt eine gewisse Vorahnung, was passieren wird, wenn die Bürokraten über irgendwelche Regulierungen noch weiter in die Wirtschaft eingreifen.
Es sieht derzeit nicht so aus, als ob die Staatspleiten und bevorstehenden Staatspleiten das ganze System umwerfen würden. Dennoch: Da die Handlungen der Staaten dieselben bleiben oder eher noch verschärft werden (irgendwelche geplanten Sondersteuern werden den Teilen der Wirtschaft, die das Problem lösen könnten, noch mehr Mittel entziehen und irgendwelche Kontrollmechanismen werden alles noch schwerfälliger machen), werden sich die Staatspleiten fortsetzen und sie werden auch vor Deutschland nicht Halt machen – selbst wenn das noch fünf Jahre dauert. Dass es sehr viel länger dauert, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich…

Nachtrag vom 14.05.2010:Auch wenn ich Spekulanten und Banken nicht wirklich mag, offensichtlich scheinen sie – wie man an Spanien, Griechenland und Portugal sieht – die einzigen Kräfte zu sein, die aktuell in der Lage sind, der politischen Bürokratie Vernunft einzuprügeln und sie zu Sparprogrammen zu zwingen. (Nebenbei erklärt das auch die Wut, mit der fast quer durch alle Parteien zusätzliche Finanzmarktsteuern und Regulierungen gefordert werden. Das erinnert ein bisschen an den Irren, der auf’s Thermometer eindrischt, nachdem er sich selbst den Kittel angezündet hat…)
Aber ganz ehrlich: So lange nicht da gespart wird, wo das Geld verschwendet wird (rund 50% des EU-Haushalts sind Landwirtschaftssubventionen und weit über 50% des Bundeshaushalts geht ins „Soziale“), helfen „Sparprogramme“ (worunter witzigerweise auch Steuererhöhungen subsumiert werden) auch nichts, sondern verschärfen die Lage nur. Und solange nicht dort investiert wird, wo die Lösungen der Krise liegen (geschlossene Rohstoffkreisläufe und regenerative Energien sowie Bildung (als „Ressource“ zur Entwicklung von Lösungen für die Kondratieff-Engpässe)), wird die Krise nicht überwunden.
Ich spreche beruflich viel mit Unternehmern. Mittlerweile höre ich immer öfter von deutschen Unternehmern aus Klein- und Mittelbetrieben, dass sie beabsichtigen, Deutschland – überwiegend Richtung Schweiz – zu verlassen. Sobald ein großer Anteil Bürger staatliche Transferleistungen bekommt, ist auf demokratischem Wege eine fundamentale Bereinigung dieses Kostenblocks offensichtlich nicht mehr möglich. Da bleibt nur die Abstimmung mit den Füßen. Insofern kann ich diese Unternehmer nur ermutigen.

Nachtrag vom 10.06.2011: Nachdem eine erste kleine Finanzspitze von 110 Mia. Euro vor einem Jahr Ruhe in die griechische Schuldenkrise brachte, sieht man nun, dass auch das nichts half. Da derzeit kein Politiker das Rückgrat hat, den Geldhahn für Griechenland zuzudrehen, weil er nachher als der Buhmann dastehen würde, wird in absehbarer Zeit eben ein weiteres „kleines“ Rettungspaket geschnürt. Die öffentliche Debatte darum ist – abgesehen vom Thema der Beteiligung privater Gläubiger (Hallooo???? Wenn ich irgendwelche Papiere kaufe, dann kaufe ich auch das Risiko. Die Banken faseln doch dauernd von Chance und Risiko und wenns dann mal ernst wird, kneifen sie… Meine Aktienverluste kann ich ja auch nicht der Regierung überhelfen… Mehr kann man das Vertrauen, das eh nicht mehr da war, kaum verspielen…) – nur Schattenboxen. Selbiges gilt für die Erhöhung der Schuldengrenze in den USA.
Das schafft vielleicht für ein weiteres Jahr Luft, aber lösen wird dies das Problem nicht. Wenn eine Familie 3.200 Euro im Monat ausgibt, aber nur 2.400 Euro einnimmt (das sind ungefähr die Dimensionen der Probleme unseres Staatshaushalts), dann gibt es zwei Wege: Erstens 25% sparen oder zweitens Verdienst um 33% erhöhen. Da zur ersten Lösung niemand den Mut hat und das zweite bei „Wachstums“raten von 3% (und einer Inflation in annähernd derselben Größenordnung) ohne eine grundlegende Strategie-Änderung kaum in den nächsten 30 Jahren zu erreichen ist, wird sich das Problem zwingend weiter verschärfen. Und je länger es dauert, desto lauter wird der Knall. Hoffen wir deshalb, dass es schnell passiert…

Nachtrag vom 12.07.2011: …und offensichtlich passiert es schneller, als wir uns alle vorstellen konnten, wenn man die aktuelle Situation in Italien ansieht. Natürlich versucht die Politik derzeit den Schuldigen woanders zu finden: Mal sind es die Rating-Agenturen, mal die Märkte, mal die Spekulanten. Zu den Rating-Agenturen gibt es Folgendes zu sagen: Sie sind das Thermometer, das (nicht immer zuverlässig) die Temperatur anzeigt. Wenn es heiß wird, auf das Thermometer zu schimpfen, ist kein Zeichen besonderer Schläue oder Souveränität. Und zu behaupten, dass es eigentlich kühl sei, glaubt einem auch niemand.

Und den „Märkten“ oder den „Spekulanten“ die Schuld zu geben, geht auch deutlich an der Wirklichkeit vorbei. Die Frage ist doch: Wer würde Griechenland oder jetzt auch Italien sein Geld leihen? Vermutlich keiner und wenn dann zu exorbitant hohen Zinsen. Der Markt (oder die Spekulanten) machen also genau das, was wir alle mit unserem Geld auch machen würden.

Das Problem sei das Vertrauen wird gesagt. Das ist richtig. Und alle wundern sich, warum das so plötzlich verschwindet. Aber das ist immer so. Wenn jemand mit einem normalen Einkommen 10.000 Euro Schulden macht, ist das kein Problem. Bei 20.000 auch noch nicht, aber irgendwann kommt der Punkt(!), an dem die Geldglauber den Glauben verlieren, dass das Geld zurückgezahlt wird. Und dann kippt das Vertrauen von einem Tag auf den anderen. Das Problem liegt aber nicht in dem Anstieg von 45.000 auf z.B. 55.000 Euro, sondern am gesamten Verschuldungsprozess zuvor. Mit anderen Worten: Uns fällt jetzt die staatliche Verschuldungspolitik der letzten 20, 30, 40 Jahre auf die Füße. Und das in einer Zeit von historisch niedrigen Zinsen!

Wenn die Zinsen steigen – und das werden sie tun – ist die Staatsverschuldung sowieso nicht mehr finanzierbar. Das gefällt den Politikern natürlich nicht – das ist, wie wenn man ihnen ihr Lieblingsspielzeug (die halb vom Steuerzahler, halb durch Schulden gefüllten Geldtöpfchen) wegnehmen würde. Und wie jedes verzogene Kind schreien sie dann erst mal ganz laut und zeigen mit dem Finger auf jemand anderen. Meine größte Hoffnung wäre, dass das eine Mehrheit erkennen würde.

Was heißt das für Unternehmer von kleinen und mittleren Unternehmen? Die Zeichen stehen auf Sturm! Die Tipps für den Sturm bleiben aber dieselben wie oben schon erwähnt. Und wer den Sturm und die dahinterliegenden Prozesse sieht, ist klar im Vorteil.

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22 Kommentare

  • Stefan Merath - 18.12.2012
    Warum finanzielle Repression zwar Problem, aber nicht Lösung ist

    Finanzielle Repression geht noch viel weiter: Z.B. *müssen* viele Institutionelle wie Lebensversicherer usw. in Staatsanleihen anlegen. Bei 1,5% Rendite mit ihren Anlagen und 4% Zinsen an die Kunden ist das Konzept endlich. Aber nachher war natürlich wieder „Missmanagement bei Lebensversicherern“ schuld, nicht die finanzielle Repression des Staats. Der blöde Bürger blickt das ja eh nicht.

    Gleiches gilt auch für dieses merkwürdige Konzept der Zwangsrentenversicherung für Selbständige. Da sollen nur Selbständige einzahlen, die jünger als 50 Jahre sind. Die Folge: Die Einzahlungen beginnen jetzt, die ersten Auszahlungen erst in 17 Jahren. Da das Geld ja nicht angelegt, sondern gleich ausgegeben wird, hat der Staat für 17 Jahre lang rund 200 Mia. € mehr an liquiden Mitteln zur Verfügung. Und um die Auszahlung müssen sich dann die anderen Politiker in 17 Jahren kümmern…

    Dennoch ist das – abgesehen davon, dass es uns trifft – völlig nebensächlich: Die finanzielle Repression bekämpft ein Symptom, nämlich die hohe Staatsverschuldung. Sie bekämpft nicht die oben beschriebene Ursache: Kondratieff-Zyklus und eine nicht unter Kontrolle zu haltende staatliche Bürokratie und Ausgabensteigerungslogik. Insofern mag sie temporär den Staaten eine Entschuldung erleichtern, ändert aber nichts am grundlegenden Prozess.

  • Ralf Kugler - 18.12.2012
    Wirtschaftskrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Das Thema heisst finanzielle Repression!

    Das bedeutet künstlich niedrige Zinsen(haben wir ja) und eine Inflation die steigt. In den Dingen des täglichen Lebens haben wir schon über 3% und unsere EU Kommision kann sich auch ne Inflationsrate zwischen 2 und 4 % vorstellen. Na bitte bei 2 % Inflation sind die Schulden in 35 Jahren halbiert. Gibt einen guten Film über dieses Thema. ok schaut mal den Wiso Beitrag Stichwort Finanzielle Repression an. Ich kann hier keinen Link reinsetzen

    youtube.com/watch?v=AKvQTKpHg90

  • W. Bauer - 28.06.2011
    Schattenboxen

    Hallo Herr Merat,

    Sie haben völlig recht, dass da Schattenboxen gemacht wird. Wenn man sich Athen anschaut, dann ist das etwa so:
    330 Mia Schulden
    230 Mia € BIP
    davon rund 10%+ Neuverschuldung pro Jahr, also 23-25 Mia.

    Jetzt macht man ein Sparprogramm, das 4 Jahre lang jährlich 7 Mia. einsparen soll (wobei der größte Teil nicht sparen, sondern Steuern erhöhen ist). Außerdem will man noch Staatseigentum für 50 Mia. verkaufen, bezogen auf 4 Jahre, also 12,5 Mia pro Jahr. Das macht zusammen rund 19,5 Mia pro Jahr.

    Fazit: Die paar Maßnahmen in Griechenland reichen noch nicht mal, um eine weitere Neuverschuldung zu verhindern. Von Schuldenabbau braucht man gar nicht reden.

    Mit anderen Worten: Das Land ist pleite und wenn nicht wirklich ernsthafte Einsparungen unternommen werden (die aber politisch niemand durchsetzen könnte), dann bringen die Maßnahmen wieder ein paar Monate und dann haben wir das Problem wieder auf noch höherem Niveau.

    Der Punkt ist halt: Die um 50% überdimensionierten Staatsausgaben der letzten 30 oder 40 Jahre, die in Form von Sozialleistungen verfressen wurden, fallen uns irgendwann auf die Füße. Und alle hoffen, dass es noch nicht dieses Jahr geschieht…

  • Rainer - 06.01.2011
    China hats begriffen, oder?

    Hallo Stefan,

    heute lese ich bei ntv.de „Ziel dieser chinesischen Charmeoffensive sind die deutschen Investoren. Sie sollen verstärkt in das Reich der Mitte investieren, vorzugsweise in den Bereichen moderne Landwirtschaft, neue und Hochtechnologien, Energieeinsparung und Umweltschutz, neue Energien und Materialien.“

    Gezielte Investitionen direkt am globalen Engpass!

    Wenigstens einer, wenn auch leider nicht Deutschland 🙁

  • Stefan Merath - 30.12.2010
    Inflation oder Deflation

    Hallo Rainer,

    also erst mal finde ich die Ideen und Konzepte von Fredmund Malik immer sehr spannend. Aber an diesem Punkt überzeugt er mich nicht. Seine Argumentation, wenn ich es richtig verstanden habe, läuft folgendermaßen:

    Es gibt immens hohe Schulden. Zur Besicherung dieser Schulden dienen Sachwerte, also wenn ich z.B. einen Kredit für ein Haus aufnehmen will, dann besichere ich das mit dem Haus bei der Bank. In dem Moment, in dem nun Schulden von immer mehr Menschen nicht bedient werden können, fallen die ganzen Sachwerte an die Banken. Die können damit in diesem Umfang nichts anfangen und folglich sinken die Preise dafür.

    Ich kann da nicht folgen: Also erstens sehe ich den größten Teil der Verschuldungsproblematik bei den Staaten und die besichern nichts, wenn sie Schulden machen. Da wird Papier ausgegeben (Staatsanleihen) und wenn sie das nicht zurückzahlen können, dann haben die Gläubiger eben Pech. (Oder werden derzeit von anderen Staaten gestützt – ich muss dabei immer ganz unwillkürlich an ein Kartenhaus denken… Die anderen Staaten finanzieren das ja auch nur mit Papier…)

    Und zweitens, und viel wichtiger: Dieses ganze „Reich des Geldes“ ist lediglich eine Spiegelung realer Probleme. Diese liegen, wie oben ausgeführt aufgrund der Globalisierung im Bereich der Rohstoffe (inkl. Ernährung und Wasser) und Energie. Solange hier keine grundsätzliche Lösung erfolgt, werden an dieser Front die Preise weiter steigen – völlig egal, wie irgendwelche Politiker mit irgendwelchen Maßnahmen diese Flut aufhalten wollen.

    Die ganze Problematik mit zuerst steigenden, dann sinkenden Immobilienpreisen, exorbitant ausufernden Staatsschulden etc. sind letztlich nur Folgen von politschen Maßnahmen, die lieber den Status Quo aufrechterhalten als neue Lösungen schaffen wollen.

    Mit anderen Worten, und ich denke, da hin zielt die Frage: Ich würde eher in Sach- als in Geldwerte investieren. Und bei den Sachwerten bevorzugt im Bereich Energie, Rohstoffe etc. Immobilien nur in Ländern, die auch ein nennenswertes Bevölkerungswachstum haben. Und „sichere“ Staatsanleihen höchstens kurzfristig und beim geringsten Vorbeben raus!

    Aber das ist nur das, was ich selbst mache: Ich bin ja kein Anlageberater und will das auch nicht werden.

  • Rainer - 28.12.2010
    Inflation oder Deflation

    Hallo Stefan,

    was hälst Du von der Einschätzung von Fredmund Malik, dass wir keine Inflation, sondern eine deflation bekommen?

  • Mirko - 08.12.2010
    Verschuldungskrise

    Hallo Herr Merath,

    sieht so aus, als hätten sie mit ihrem letzten Nachtrag von Mai mal wieder auf der richtigen Seite gelegen: Die Spekulanten scheinen die einzige Kraft zu sein, die der Politik Vernunft einprügeln kann: Immerhin sind in einigen Ländern Sparprogramme auf dem Weg, die an den entscheidenden Kostenblöcken ansetzen: Den Subventionen, den Staatsausgaben und dem „Sozialen“. Wenn auch nach wie vor viel zu wenig.

    Und in Deutschland wurde noch nicht mal begonnen zu sparen… Vermutlich geht’s uns noch zu gut. Das wird sich mit steigender Überalterung aber auch ändern… (die Pensionsverpflichtungen in der ca. zweieinhalbfachen Höhe der offiziellen Staatsverschuldung tauchen ja in noch keiner Statistik oder Bilanz auf…)

    Und die Investitionen am wirklichen Engpass (mal abgesehen davon, dass die dafür nötigen Mittel an anderer Stelle verschwendet werden) scheinen wir auch mal wieder zu verschlafen: Deutschland ist bei regenerativen Energiequellen mittlerweile nach USA, China und Indien(!) nur noch auf Platz 4.

  • W. Bauer - 07.09.2010
    Wirtschaftskrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Ihr Bild mit dem Thermometer lässt mich nicht mehr los, Herr Merath! Wenn man jetzt wieder sieht, wie die Notenbanken – politisch gewollt – durch niedrige Zinsen und Rettungspakete Geld (das von unseren Kindern bezahlt werden muss) in den Markt pressen, dann ist das tatsächlich so wie der Irre mit dem Thermometer. Nur dreschen die nicht auf das Thermometer ein, sondern füllen Quecksilber nach. Und wenn’s dann in 5 oder 10 Jahren wieder steigt, dann heißt es auch noch: Schaut her, hätten wir kein Queksilber eingefüllt, dann hätten wir die Probleme nicht gelöst.

    Ihr großer Verdienst, Herrr Merat, ist, dass sie so ziemlich als einziger darauf hinweisen, dass die Sphäre des Geldes nur ein Spiegel ist und die Probleme wo ganz anders liegen.

  • Mirko - 26.08.2009
    Steinbrücks "Kreditiklemme"

    Was mir an Ihrem Beitrag gut gefällt, ist, dass Sie die wirklichen Ursachen der Wirtschaftskrise sehr genau ausführen. Besonders der Aspekt, dass die Kreditvergabe politisch gewollt war und die Banken – zumindest dann, wenn sie sich vorrangig an ihren Gewinnen orientierten, gezwungen waren, die überschüssige Liquidität auch an wenig solvente Gläubiger durchzureichen.

    Nun machen die Banken wieder das, was sie auch schon früher hätten tun sollen – nämlich genau prüfen, an wen sie Kredite weiter geben – dann hätte es nämlich keine Ramschkredite gegeben, die man dann in Ramschpapiere hätte verpacken müssen.

    Da eine extensive Kreditvergabe politisch jedoch immer noch gewollt ist und leider, leider Herr Steinbrück den Banken nicht per Dienstanweisung vorschreiben kann, dass sie doch jetzt ihr Geld unters Volk (und die Unternehmen) werfen müssen, will er’s eben selbst tun. Mit der Kavallerie 😉 Das zu erwartende Ergebnis: Dann hält die der Staat, also die KfW, direkt die neu entstandenen Ramschkredite selbst und die Politik verschärft die Krise für die nächste Runde.

    Spannend daran: Die Kreditklemme in Steinbrücks Kopf entsteht nicht aus den Problemen der Wirklichkeit sonder aus seinem Erklärungsmodell.

    Dabei wäre es so einfach: Klare Engpassanalyse, alle Mittel in die Lösung des Engpasses und die Bereitschaft, auch mal marode oder wenig solvente Firmen sterben zu lassen. Wer braucht denn schon GM, Quelle oder Opel????

  • Maik S. - 17.07.2009
    Nicht gedeckte Pensionsverpflichtungen

    Hallo Herr Merath,

    immer häufiger ist zu lesen, dass die Pensionszusagen der Unternehmen über die von Ihnen angesprochenen Pensionsfonds nicht zu 100% gedeckt sind. Das könnte zu einer Verschärfung der Liquiditätssituation der Untenehmen führen, was sicherlich nicht förderlich in der aktuellen wirtschaftlichen Situation wäre.

    Vielleicht könnten Sie diesen Punkt in Ihrer nächsten Ergänzung noch weiter beleuchten.

    Herzlichen Dank für den hoch interessanten Artikel.

    Viele Grüße
    Maik S.

  • P. Biden - 05.07.2009
    Wirtschaftskrise - endlich begreifbar

    Hallo, ich bin eigentlich kein Unternehmer, sondern Student der Wirtschaftswissenschaften. Und nur durch Zufall auf dieser Seite gelandet. Aber die Analyse der aktuellen Wirtschaftskrise ist mit Abstand das beste, was ich im letzten Jahr zu dem Thema gehört und gelesen habe.

    Ich habe Ihren Artikel deshlab gleich an zwei meiner Profs weiter geleitet 🙂

  • R. Mansfeld - 25.03.2009
    Bankenkrise - geniale Analyse

    Hallo Herr Merath,

    das ist mit Abstand die genialste und tiefschürfendste Analyse, die ich zu der gegenwätigen Wirtschaftskirse gelsen habe. Nur schade, dass das außer uns Kleinunternehmern niemand zu interessieren scheint.

    Macht nichts. Bleben mehr Chancne für uns!

  • D. Gabs - 13.02.2009
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Guter Artikel, trifft ins Schwarze. Meinungen und Ratschläge kann man bei dieser (diesmal bösartigen Krise) brauchen.

  • Vassili Eftinopoulos - 19.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Hallo Herr Merath,

    ich lese gerade ihr Buch und bin begeistert! Ich verstehe auch ihre Ansätze zur Bankenkrise. Zu den Schuldigen finde ich aber haben sie jemanden vergessen:
    DIE MEDIEN!!! Diese unendliche übertreibung jedesmal hängt mir zum Hals raus! Egal welcher Sender oder Zeitung alle hetzten sie die Menschen auf, schüren Ängste und führen zu Panik. Oft wissen sie gar nicht was sie schreiben, und manchmal wissen sie es aber sie wollen Einschaltquoten oder Absatzzahlen.
    Medien sind gut und sollen informieren. Nur finde ich machen sie es oft zum selbstzweck. Das gefährliche daran ist das min. 80% der Bürger ihre Informationen von den Medien haben und sie so 1 zu 1 übernehmen ohne nachzudenken. Also beeinflussen sie zu sehr! Meinstens negativ.

  • Stefan Merath - 13.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    @Werner Skalen:
    Zur Frage nach attraktiveren Ländern: Im Artikel bezog ich mich auf die Länder, in die die Leistungsträger und Hochgebildeten derzeit auswandern. Vornedran stehen nach den Zahlen die Schweiz und die USA. Ob diese Länder langfristig wirtschaftlich erfolgreich sind, ist insbesondere im Fall der USA nicht klar. Aber die Bedingungen für die Leistungsträger werden von diesen offensichtlich als so gut empfunden, dass die Nachteile der Auswanderung in Kauf genommen werden. Wie gesagt, derzeit haben wir eine Netto-Abwanderung.

    Der Grund dafür ist natürlich simpel. Ein allgemeines Grundprinzip ist: Man bekommt immer das, worauf man sich konzentriert. Verteilt man die Mittel in die Richtung der Benachteiligten um, werden immer mehr Benachteiligte kommen. Schafft man mehr Chancen für die Leistungsträger, werden mehr davon kommen. Ganz einfach.

  • anonym (Inhaber einer Privatbank) - 12.10.2008
    Bankenkrise - Krise der Kurzsichtigen!

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Seit Jahren hörten wir von allen Politikern, Börsianern und Bankern, dass das Wirtschaftswachstum am Konsum der Amerikaner liegen würde. Und alle hofften, dass dieser ewig dauern möge.

    Viele Amerikaner konsumierten – die Sparrate war ungefähr 0%. Das heißt, dass sie mindestens bei der Hälfte der Bevölkerung darunter lag. Mit anderen Worten: sie haben mehr Geld ausgegeben, als sie hatten. Und alle haben das unterstützt, nur damit das Wirtschaftswachstum nicht abstürzt. Die Politik durch billiges Zentralbankgeld, die großen Banken, indem sie dieses Geld durchreichten. Und irgendwann gab es eben niemand mehr, der kreditwürdig genug war. Und die Zentralbank öffnete den Hahn immer noch weiter.

    Ich glaube, das wirkliche Problem ist, dass alle Beteiligten äußerst kurzfristig denken. Die Konsumenten auf Kredit dachten an die Erfüllung ihrer Bedürfnisse. Die Politiker, die (trotz angeblicher Unabhängigkeit) Einfluss auf die Zentralbank nahmen, dachten an ihre Wiederwahl. Und die Bankmanager der große börsennotierten Banken an ihren nächsten Quartalsbericht.

    Deshalb wundert es nicht, dass bislang von den rund 3.000 Banken in Deutschland – meist in privater Hand, die unternehmergeführten Banken bislang kaum Probleme haben – Unternehmer denken langfristiger und sind deshalb nicht gezwungen aufgrund kurzfristiger Profite wertlose Papiere zu kaufen.

    Was mich wirklich ärgert – und das klingt in ihrem Artikel ein bisschen an, ist, dass die einen (politischen) Bürokraten nun über die anderen (wirtschaftlichen) Bürokraten (in börsennotierten Banken) herfallen und dabei behaupten, dass der Kapitalismus das Problem sei. Aber sorry: Jeder weitsichtige Unternehmer hat dies schon vor Jahren kommen sehen und sich herausgehalten!

    Das Problem sind kurzsichtige Menschen, deren persönliches Wohl von kurzfristiges Ergebnissen abhängt -. egal ob in Wirtschaft oder Politik!

  • Waltraud Bauer - 11.10.2008
    Bankenkrise - Klare Analyse und der Blick nach vorne

    Hallo Herr Merath,

    was mir an Ihrem Beitrag so gut gefällt, ist, dass Sie nicht auch so kopflos wie die Hühner rumlaufen, wie das gegenwärtig die Politik und die Presse macht. Vor allem üben Sie sich nicht in billigen Schuldzuschreibungen an irgendwelche Manager, die in der Tat nur Handlanger waren. Solange man nur die Schuldigen sucht, findet man keine Lösungen!

    Und am Besten finde ich, dass sie zwar die Gefahren klar benennen, aber aufzeigen, dass in der Krise eine Chance steckt. Für jeden von uns!

  • Werner Skalen - 11.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Zitat: „Schaffen Sie ein Büro in attraktiveren Ländern!“
    Frage: Welche sind das?

  • Th.Nolde - 10.10.2008
    Jede Krise ist auch eine Chance.

    Herzlichen Dank Herr Merath für den lesenswerten Artikel, ein angenehm tiefgehender Beitrag, im Gegensatz zum sonstigen Medien-Einheitsbrei.

    Als besonders wertvoll empfinde ich die praktischen Tipps für jeden Unternehmer, gespickt mit viel persönlicher Erfahrung.

    Viele Grüße und gutes „Durchkommen“,

  • Norbert Glaab - 10.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Hallo Herr Merath, herzlichen Dank für diesen Beitrag.
    Ich sehe diese Krise als Wendepunkt. Ich hoffe alle Beteiligten schaffen es.

    Es bestärkt mich mehr denn je, Wirtschaft und Finanzen haben starke Emotionen. Diese gilt es zu erkennen und zu nutzen.

    Ich werde diesen Artikel auf meinem Blog veröffentlichen.
    Natürlich nur einen Kurzen Auszug und dann der Link.

    Beste Grüsse
    Norbert Glaab

  • Petra Berleb - 10.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Hallo Herr Merath,

    ich fand Ihren Artikel zur Bankenkrise absolut lesenswert.
    Sehr zum Nachdenken hat mich die aufgezeigte Engpassstrategie gebracht. Wie schnell ist man doch dabei, an den Symptomen rumzudocktern statt sich der Ursache anzunehmen.

    Sie haben mir bei den Themen Schuldzuweisungen und
    Regierungskompetenz aus tiefster Seele gesprochen. Herzlichen Dank.

  • Gerhard Wagner - 09.10.2008
    Bankenkrise - Risiken und Chancen für Unternehmer

    Herr Merath, Ihr Beitrag ist wirklich der Hammer! Ich hatte Ihr Buch gelesen und habe bei der Sache mit dem Engpass eben einfach genickt. Aber dass man auch die gesamte gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung durch die Engpassbrille sehen kann und damit viel klarer erkennt, um was es eigentlich geht, wurde mir erst jetzt klar.
    Danke auch für die Tips.

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